Stand : 18.03.2018
Das Vermehren über Stecklinge ist die gängigste Methode neue Pflanzen zu ziehen. Die so gezogene Pflanze ist gentechnisch identisch mit der Mutterpflanze, also quasi ein Klon.
Diese Art der Vermehrung ist mit ein paar einfachen Handgriffen beinahe verlustfrei möglich durch zu führen.
In folgendem Beispiel möchte ich euch nun Schritt für Schritt aufzeigen, wie ich meine Stecklinge ziehe.
Man sollte prinzipiell nicht während der Ruhezeit, also in den Wintermonaten, Stecklinge schneiden. Natürlich gibt es einige Hoyas, die auch im Winter kräftig wachsen, dennoch ist das Wachstum und der Stoffwechsel der Pflanze in der Regel in dieser Zeit runter gefahren. Auch ist die trockene Raumluft nicht förderlich um Stecklinge erfolgreich zu bewurzeln. Wer dennoch in dieser Zeit unbedingt Stecklinge schneiden will, der muss damit rechnen, dass die Stecklinge nicht oder nur sehr schlecht anwachsen und oft auch die daraus resultierende Pflanze zu keiner kräftigen gesunden Pflanze heranwächst.
Am besten schneidet man Stecklinge im Frühjahr und Sommer, wenn der Stoffwechsel der Pflanze auf Hochtouren läuft. Auch sind die klimatischen Bedingungen hier besser und man muss nicht zwangsläufig mit Zimmergewächshaus und Wärmematte arbeiten.
Wichtig ist den Trieb beim Schneiden nicht zu quetschen, da diese Triebe dazu neigen beim Bewurzeln zu faulen. Um einen sauberen Schnitt zu setzten kann man eine gut hauende Scheerer oder ein Messer benutzen, je nach belieben. Ich bevorzuge diese kleine spitze Gartenschere um die Triebe zu schneiden. Mit Ihr kann ich einen sauberen Schnitt setzen ohne dass der Rand ausgefranst oder der Trieb gequetscht wird. Das Werkzeug das benutzt wird sollte sauber sein um Infektionen wie Fäulnis zu vermeiden. Wer auf Nummer sicher gehen mag, kann die Klinge zuvor abflammen, dies ist aber in der Regel nicht zwingend notwendig, sofern davor nicht gerade eine kranke Pflanze geschnitten wurde.
man kann ganze Triebe ebenso bewurzeln wie einzelne Segmente der Pflanze. In der Regel ist es aber so, dass kleinere Stücke meist besser und schneller bewurzeln und austreiben als große Stücke. Bei den meisten Hoyas haben sich die sogenannten "1 Knoten-" und "2 Knoten-" Stecklinge bewehrt, da hier für den Steckling kein großer "Versorgungsaufwand" betrieben werden muss und der Steckling gleichzeitig alles hat, was er brauch um sich zu entwickeln. Bei kleineren Hoyaarten wie etwa der Hoya bella ist es dagegen sinnvoll mindestens 3 Knotenstecklinge zu schneiden.
Wichtig ist aber immer, dass der Trieb nach dem Abtrennen der Mutterpflanze so gekennzeichnet wird, dass man "oben und unten" nicht verwechseln kann. Das bedeutet, der Steckling / Trieb muss so eingepflanzt werden, wie er an der Mutterpflanze gewachsen ist. Man kann beispielsweise gleich beim schneiden darauf achten, dass der untere Teil gerade und der obere Teil schräg abgeschnitten wird. Wird der Trieb verkehrt herum eingepflanzt wird er zwar Wurzeln bilden, aber in der Regel wird daraus keine Pflanze entstehen können.
die Schnittstelle sollte man anschließend ein wenig antrocknen lassen, da an der Schnittstelle zunächst noch Pflanzensaft austritt.
Um den Trieb später nicht falsch herum ein zu pflanzen schneide ich die Stecklinge sofort nach abtrennen an der Mutterpflanze. Das Stück, dass dabei nach unten kommt um Wurzeln aus zu bilden, lasse ich zunächst so lang wie möglich. Den oberen Teil schneide ich etwas kürzer ab. Der Trieb sollte aber auch oben nicht all zu knapp abgeschnitten werden, da die Schnittstelle trocknen können muss ohne, dass der Blattknoten beeinträchtigt wird.
hier nun ein sogenannter "Einknoten Steckling"
Der untere Teil kann/sollte man beim Eintopfen dann allerdings noch etwas kürzen.
hier zum Vergleich, der "Zweikoten Steckling"
um Stecklinge nun erfolgreich zu bewurzeln gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die wohl älteste und verbreitetste Methode ist das Bewurzeln in einem Wasserglas. Weitere Methoden sind das Bewurzeln in Blähton, Seramis oder bewurzeln direkt in Substrat. Bei der Wahl der Methode sollten zwei Punkte beachtet werden: das Wasser und Schimmel! Das Substrat sollte immer gleichmäßig feucht sein und sollte während der Bewurzelungsphase möglichst nicht austrocknen und zum Anderen sollte das Substrat keinen Schimmel bilden.
Für mich hat sich das Bewurzeln in Seramis am Besten bewährt, da aber die Bewurzelung im Wasserglas für viele eine Rolle spielt, möchte ich euch nun im Folgenden beide Beispiele aufzeigen:
5.1 bewurzeln im Wasserglas
Das Prinzip der Bewurzelung im Wasserglas ist relativ einfach: Man stellt den Ableger / Steckling mit der unteren Seite in ein Gefäß mit Wasser. Der Wasserstand sollte dabei nur bis zum ersten Blattknoten reichen und dieses Niveau möglichst nicht unterschreiten. Stehen die Blätter mit im Wasser faulen sie mit der Zeit ab, ist der Wasserstand jedoch zu wenig verkümmern eventuell gebildete Wurzeln wieder.
Um der Verdunstung entgegen zu wirken kann man dem Wasserglas eine Haube oder Tüte überstülpten, das hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Luftfeuchtigkeit in diesem Bereich zunimmt und die Bewurzelung begünstigt. Eine Tüte hat den Vorteil, dass sie nach unten nicht dicht aufliegt und somit etwas Luftaustausch stattfinden kann.
Ist das Glas zu hellem Licht ausgesetzt, werden sich mit der Zeit Algen bilden, daher empfiehlt es sich entweder das Glas abzudunkeln und nicht ans Fenster zu stellen. Ein dunkles Gefäß zu wählen ist auch deswegen empfehlenswert, da sich Wurzeln im Dunkeln meist besser ausbilden.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass ich sehe was sich schon an Wurzelwerk gebildet hat, der Nachteil ist die ständige Kontrolle des Wasserstandes und die Tatsache, dass die Triebe schnell mal unbemerkt aus dem Glas fallen. Außerdem gibt es einige schwer wurzelnde Hoyaarten, bei denen die Erfolgsquote im Wasserglas nicht ganz so groß ist.
hier im Beispiel zu sehen, wie der optimale Wasserstand in einem Wasserglas sein sollte
hier ist der Becher bis zum Rand gefüllt, so sollte es nicht sein!!! Der Steckling wird an der gesamten im Wassers stehenden Fläche Wurzeln bilden und die Blätter werden abfaulen.
5.2 Bewurzeln in Seramis
Die Methode, die sich für mich am Meisten bewährt hat, ist das Bewurzeln in Seramis. Hierbei habe ich bis jetzt fast ausnahmslos immer Erfolg gehabt. Die Stecklinge bewurzeln im Dunkeln, bleiben gleichmäßig feucht und es kommt gleichzeitig genügend Sauerstoff an die neu gebildeten Wurzeln.
Wer gerne sehen möchte, wie weit die Pflanze mit dem Wurzel bilden ist, kann den Steckling auch in einen durchsichtigen Becher stellen und diesen mit Seramis auffüllen. An sonsten eignen sich hier alle Arten von Becher.
Man kann die Stecklinge auch direkt in einen Blumentopf setzten, dies ist vor allem dann praktisch, wenn man die Pflanze später auch in Seramis weiter kultivieren möchte. Hier empfiehlt es sich aber mit einem Untersetzter oder Übertopf zu arbeiten.
Ist die Wahl des Behältnisses getroffen, macht es sinn, den Steckling vor Befüllen mit Seramis in den Topf zu setzen, damit Knicke oder Verletzungen beim Einsetzten vermieden werden können.
Das Seramis wird nun bis zum (ersten) Blattknoten aufgefüllt und anschließend angegossen. Das Wasser darf dabei ruhig bis Oberkante des Bechers bzw bis Blattknoten aufgefüllt werden. Durch die wasserspeichernden Eigenschaften des Seramis kann dieser Wassersrand auch problemlos absinken. Das Wasser wird spätestens aufgefüllt wenn die Oberfläche beginnt heller zu werden oder der Becher leichter wird. Fangen sich an Wurzeln zu bilden gießt man das Seramis nur noch an.
hat man sich für einen normalen Pflanztopf als Gefäß entschieden, so empfiehlt es sich einen Untersetzter zu verwenden in den man das Wasser auffüllt. Dieser kann ruhig bis Anschlag aufgefüllt werden.
Stecklinge die sich gerne aus dem Substrat heben, kann man wie hier im Beispiel vorsichtig mit einem Gummi fixieren. Dabei aber aufpassen dass keine Druckschäden oder Knicke entstehen.
Nun werden die Stecklinge warm und hell, aber vor direkter Sonne geschützt aufgestellt. Wichtig ist, dass das Substrat nicht austrocknet.
Es ist nicht zwingend notwendig, aber dennoch gibt es schwer wurzelnde Arten, die sich in einem Zimmergewächshaus leichter tun Wurzeln auszubilden, da hier die allgemeine Luftfeuchtigkeit höher ist. Alternativ kann man natürlich auch ein größeres lichtdurchlässiges Gefäß oder eine Tüte überstülpen, die Belüftung ist jedoch in einem Zimmergewächshaus besser und die Schimmelbildung kontrollierbarerer.
Ebenfalls nicht zwingend notwendig ist die Verwendung einer Heizmatte. Allerdings kann man auch hiermit besonders bei schwer wurzelnden Arten die Wurzelbildung positiv beeinflussen. Jedoch sollte eine Heizmatte nur in Kombination mit einem Zimmergewächshaus angewandt werden, da sonst zu viel Wärme entsteht und die Verdunstung des Wassers zu groß ist.
Wurde ein Steckling erfolgreich bewurzelt so kann man ihn nun entweder in Seramis weiter kultivieren oder setzt ihn in eine Erdmischung um.
Entscheidet man sich dafür in Seramis weiter zu kultivieren, sollte man den Steckling jetzt das erste Mal vorsichtig düngen, da im Seramis keine Nährstoffe vorhanden sind und der Steckling nun bald anfangen wird aus zu treiben.
Setzt man dagegen in Erde um so wird erst einmal nicht gedüngt, da in der Erde bereits Nährstoffe enthalten sind. Der Steckling wird auch hier nach einer in der Regel unproblematischen Umgewöhnungsphase mit dem Wachstum beginnen.
Quellen:
Internetquellen / interessante und nützliche Seiten:
Lisa Wenzler/ 88099 Neukirch